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Zukunft


Oft ist es nicht einmal nützlich, die Zukunft zu kennen. Denn es ist erbärmlich, sich ohne Aussicht auf Besserung zu ängstigen.
– Cicero, De natura deorum –


Lass dich nicht durch die Zukunft beunruhigen. Wenn es sein soll, wirst du sie erleben, und du wirst mit derselben Vernunft ausgerüstet sein, die dir jetzt in der Gegenwart ihre Dienste leistet.
– Mark Aurel –


Nur wer für den Augenblick lebt, lebt für die Zukunft.
– Heinrich von Kleist –


Betrachte genau die Vergangenheit – die zahllosen Veränderungen vieler Reiche. Dann kannst du auch zukünftige Ereignisse im Voraus sehen; sie werden von der völlig selben Art sein, denn es ist unmöglich, von dem Muster dessen, was jetzt geschieht, abzuweichen. Daraus folgt, dass es keinen Unterschied macht, ob du das menschliche Leben vierzig oder zehntausend Jahre lang erforschst. Denn was würdest du Neues sehen?
– Mark Aurel, Selbstbetrachtungen, 7.49 –


 

Uhr

Zeit


Stell dir Zeit und Raum ständig als Ganzes vor, und jede einzelne Sache, die räumlich betrachtet ein winziger Samen, zeitlich betrachtet die bloße Drehung einer Schraube ist.
– Mark Aurel –


Die Lebensspanne ist dieselbe, ob man sie lachend oder weinend verbringt.
– japan. Spruch –


Sobald man davon spricht, was im nächsten Jahr geschehen wird, lacht der Teufel.
– japan. Spruch –

 

Wenn wir nicht mehr sind, das Rad wird sich drehen,
Wenn unser Spuren in der Zeit verwehen.
Einst waren wir nicht, was hat`s uns ausgemacht?
Wenn wir nicht mehr sind, es wird weitergehen.
– Rubaijat –


Ein Strom des Werdens, in dem eins das andere jagt, ist die Zeit. Denn ein jegliches Ding – verschlungen ist`s, kaum da es aufgetaucht. Aber kaum ist das eine dahin, trägt die Woge schon wieder ein anderes her. Doch auch dieses wird weggeschwemmt.
– Mark Aurel / Selbstbetrachtungen –


Denke recht oft daran, wie alles, was ist und was geschieht, so schnell wieder hinweggeführt wird und entschlüpft. Die ganze Materie ist ein ewig bewegter Strom, alles Gewirkte und alles Wirkende ein tausendfacher Wechsel, eine Kette ewiger Verwandlungen. Nichts steht fest. Vorwärts und rückwärts eine Unendlichkeit, in der alles verschwindet. Wie töricht also jeder, der mit irgendetwas groß tut, oder von irgendeiner Sache sich hin- und herreißen lässt oder darüber jammert, als ob der Kummer nicht nur kurze Zeit währte.
– Mark Aurel / Selbstbetrachtungen –


Die Jahre gehen dahin wie fließendes Wasser. Die Welle, die vorübergezogen ist, lässt sich nicht wieder zurückrufen, doch kann die stunde wiederkehren, die vergangen ist: Man muss seine Zeit nützen. Mit raschem Fuß gleitet das Leben vorbei.
– Ovidius, Ars amatoria –


So verändert die dahinrollende Zeit die Dinge: Was hoch geschätzt wurde, verliert schließlich völlig an Wert.
– Lucretius, De rerum natura –


Wie eine Welle von der anderen getrieben wird und eine selbst bedrängt ankommend die vorherige bedrängt, fliehen und folgen einander die Zeiten und sind immer neu; denn was zuvor war, bleibt zurück, und es wird, was nicht war, und jeder Augenblick erneuert sich.
– Ovidius, Metamorphosis –


Was die Vernunft nicht zu heilen vermag, hat oft die Zeit geheilt.
– Seneca, Agamemno –


Wir haben nicht zu wenig Zeit, sondern wir vergeuden zu viel.
– Seneca –


Es gibt keinen Schmerz, den die Länge der Zeit nicht verringerte und linderte.
– Cicero, Epistulae ad familiares –


Die Wahrheit ist eine Tochter der Zeit.
– Gellius, Noctes Atticae –

Die meisten Menschen haben ebenso wenig freie Zeit, wie sie einen freien Willen haben.
– Walter Hueck –


Wenn man die Gesamtheit der Zeit betrachtet, besteht praktisch kein Unterschied zwischen dem kürzesten und dem längsten Leben – wenn man, nachdem man die Dauern überprüft hat, die Zeit, die jeder gelebt hat, mit der Zeit vergleicht, die er nicht gelebt hat.
– Seneca, Trostschrift an Marcia 21.3 –


Wenn ein gefestigter Geist weiß, dass es keinen Unterschied zwischen einem Tag und einem Jahrhundert gibt, dann kann er von einer höheren Warte aus auf die kommenden Tage und Ereignisse blicken und lachen, während er über die Abfolge der Zeit nachdenkt.
– Seneca, Briefe an Lucilius, 101.9 –


Menschen sind knauserig, wenn es darum geht, ihr Vermögen zu schützen, aber verschwenderisch mit ihrer Zeit – der einzigen Sache, bei der es richtig ist, geizig zu sein.
– Seneca, Von der Kürze des Lebens 3.1 –


Wenn jeder von uns die Zahl seiner zukünftigen Jahre wüsste, wie es bei den vergangenen Jahren der Fall ist, wie beunruhigt und wie sparsam mit unserer Zeit wären wir, wenn wir nur noch wenige davon vor uns sähen!
– Seneca, Von der Kürze des Lebens 8.3 –


 

Weg Wald

Weg


Wenn du auf dem Pfad der Vernunft voranschreitest, werden dir die Menschen im Wege stehen.
– Mark Aurel –


Und ist der Schüler nicht wenigstens die Hälfte seines Weges alleine gegangen, so hat er nichts gelernt.
– Sokrates –


Fürchte dich nicht, langsam zu gehen!
Fürchte dich nur, stehenzubleiben.
– chin. Spruch –


Von allen, die den weiten Weg gemacht,
hat keiner eine Nachricht hergebracht.
So lass nichts zurück in dieser Welt,
du kehrst nicht wieder, wenn du dich aufgemacht.
– Rubaijat –


Immer wandle den kürzesten Weg, den du zu gehen hast! Er ist der natürliche. Man folgt da dem Reden und Tun nur der gesunden Vernunft. Du wirst dich auf diese Weise von mancher Sorge und von manchem Ballast befreien.
– Mark Aurel / Selbstbetrachtungen –


Wer viele Wege verfolgt, kennt sein Ziel nicht.
– Sententiae Varronis –


Nirgends kommt hin, wer allen Pfaden folgt, die er sieht.
– Sententiae Varronis –


Ausgetretene Pfade sind sicherer, aber es sind Sklaven, die sie gehen.
– Pubilius Syrus –


Entweder ich finde den Weg oder ich bahne ihn mir.
– Seneca, Herculesfurens –


Wir müssen auf dem von der Natur vorgeschriebenen Weg bleiben und dürfen nicht von ihm abweichen: Wer ihr folgt, dem ist alles leicht und bequem; wer sich ihr widersetzt, führt ein Leben wie einer, der gegen die Strömung anrudert.
– Seneca –


Lang ist der Weg über Belehrungen, kurz und wirksam über Beispiele.
– Seneca –


Die für sich den Pfad nicht kennen, zeigen anderen den Weg.
– Cicero, De divinatione –


Der Mensch hat dreierlei Wege klug zu handeln: Durch Nachdenken, das ist der edelste. Durch Nachahmen, das ist der leichteste. Und durch Erfahrung, das ist der bitterste.
– Konfuzius –


Wer aufrecht seinen Weg sucht, stets seinem Gewissen verantwortlich, dem dürfen wir unsere Achtung nicht versagen, er mag mit uns oder gegen uns gehen.
– Robert Bosch –


Die ersten Schritte sind wertlos, wenn der Weg nicht zu ende gegangen wird.
– Shankara –


Nach innen geht der geheimnisvolle Weg; in uns oder nirgends ist die Ewigkeit mit ihren Welten, die Vergangenheit und Zukunft.
– Novalis –


Unbeirrt seinen Weg gehen heißt, sich fortwährend ändern.
– Herbert Eisenreich –


In jedem Lebensweg ist mindestens eine Umleitung.
– Horst Friedrich –


Wer zu sich selber finden will, darf andere nicht nach dem Weg fragen.
– Peter Tille –


 

Schicksal Würfel

Schicksal


Das Schicksal führt die Bereitwilligen und schleift die Widerwilligen mit.
– Seneca –


In Verbindung mit dem Logos zu leben bedeutet auch, die Gesetze der Natur mit Gesundheit, Krankheit, Leben und Tod anzunehmen. Damit akzeptieren wir unser Schicksal und erreichen auf diese Weise die Seelenruhe und ein gutes Leben.
– Gesund leben mit dem Stoizismus –


Gib dich dem Schicksal willig hin und erlaube ihm, dich mit den Dingen zu verflechten, die es dir irgend zuerkennt.
– Mark Aurel, Selbstbetrachtungen –


Wenn dir dein Schicksal missfällt, blick auf das eines anderen, dem es im Vergleich mit dir schlechter geht.
– Disticha catonis –


Der Beginn liegt in unserer Hand, den Ausgang entscheidet das Schicksal.
– Seneca –


Das erst gehört uns wirklich, was das Schicksal uns nicht entreißen kann.
– Erasmus, Adagia –


Frei ist nicht, wem das Schicksal wenig anhaben kann, sondern wem es überhaupt nichts anhaben kann.
– Seneca –


Lang und breit können wir uns über das Schicksal beklagen, ändern können wir es nicht: Es bleibt unbeugsam und unerbittlich. Niemand kann es rühren, weder durch Vorwürfe noch durch Tränen noch durch Argumente; es verschont nie einen und lässts einem nichts durchgehen. Sparen wir uns also die Tränen, die doch nichts nützen.
– Seneca, Ad Polybium de consolatione –


Der Schuldige fürchtet das Gesetzt, der Unschuldige das Schicksal.
– Publilius Syrus –


Ich bin zu groß als das mir das Schicksal schaden könnte. (Niobe)
– Ovidius, Metamorphoses –


Durch Medizin lässt sich das Schicksal nicht besiegen.
– Nach Pseudo-Quintilian, Declamationes –


Der Mensch denkt immer anders als das Schicksal.
– Publilius Syrus –


Die Philosophie bringt mich nicht nur von Sorgen ab, sondern sie wappnet ich auch gegen alle Schicksalsschläge.
– Cicero, Epistulae ad familiares –


Nichts entreißt das Schicksal, außer was es vorher gegeben hat.
– Seneca –


Nicht ewig ist dein, was das Schicksal dir gab.
– Seneca –


Stärker nämlich als jedes Schicksal ist der Geist des Menschen.
– Seneca –


Die Tapferen fürchtet das Schicksal, die Feigen bedrängt es.
– Seneca, Medea –


Siegerin über das Schicksal ist die philosophische Weisheit.
– Juvenal, Saturae –


Das Schicksal trifft jeden hart, der nicht damit rechnet. Wer stets gewappnet ist, der erträgt es leichter.
– Seneca –


Der Geist ist Herr über sein Schicksal: Er kann sowohl Ursache seines Glücks als auch seines Unglücks sein.
– Seneca –


Wir sind das, wozu wir selber uns machen, nicht wozu das Schicksal uns machen will.
– Emil Coué –


Die beiden bestimmenden Faktoren eines großen Menschen sind: Charakter und Schicksal.
– Wilhelm Pinder –


Der Mensch rechnet immer das, was ihm fehlt, dem Schicksal doppelt so hoch an, als das was er wirklich besitzt.
– Gottfried Keller –


Das Schicksal heilt uns von vielen Fehlern, die die Vernunft nicht kurieren konnte.
– La Rochefoucauld –


Warum sollte ich also wütend sein oder Trauer empfinden, wenn ich dem Schicksal, das für alle gleichsam gültig ist, um eine winzige Zeitspanne vorausgehe?
– Seneca, Briefe an Lucilius, 71.15 –


 

Philosophie


Nutze die Philosophie, um deine eigenen Fehler zu beseitigen, und nicht, um gegen die Fehler anderer zu wettern.
– Seneca –


Die Philosophie bietet mir einen Hafen, während ich andere mit den Stürmen kämpfen sehe.
– Platon –


Das menschliche Leben ist, was seine Dauer betrifft, ein Punkt; des Menschen Wesen flüssig, sein Empfinden trübe, die Substanz seines Leibes leicht verweslich seine Seele – einem Kreisel vergleichbar, sein Schicksal schwer zu bestimmen, sein Ruf eine zweifelhafte Sache. Kurz, alles Leibliche an ihm ist wie ein Strom, und alles Seelische ein Traum, ein Rauch: sein Leben Krieg und Wanderung, sein Nachruhm Vergessenheit. Was ist es nun das ihn über das alles zu erheben vermag? Einzig die Philosophie, sie, die uns lehrt, den göttlichen Funken, den wir in uns tragen, rein und unverletzt zu erhalten, dass er Herr sei über Freude und Leid, dass er nichts ohne Überlegung tue, nichts erlüge und erheuchele und stets unabhängig sei von dem, was andere tun oder nicht tun, dass er alles, was ihm widerfährt und was ihm zugeteilt wird, so aufnehme, als käme es von da, von wo er selbst gekommen, und dass er endlich den Tod mit heiterem Sinn erwarte als den Moment der Trennung aller Elemente, aus denen jegliches lebendiges Wesen besteht. Dann wenn den Elementen dadurch nichts Schlimmes widerfährt, dass sie fortwährend ineinander übergehen, weshalb sollte man sich scheuen vor der Verwandlung und Lösung aller auf einmal? Vielmehr ist dies das Naturgemäße und das Naturgemäße ist niemals von Übel.
– Mark Aurel, Selbstbetrachtungen –


Möglicherweise sagen Philosophen etwas, das der allgemeinen Meinung widerspricht ( oder was paradox ist ), aber ganz sicher nichts, was der Vernunft widerspricht.
– Epiktet –


Du darfst nicht unwillig werden, den Mut nicht sinken lassen oder gar verzweifeln, wenn es dir nicht vollständig gelingt, immer nach richtigen Grundsätzen zu handeln. Bist du von deiner Höhe heruntergefallen, erhebe dich wieder, sei zufrieden, wenn nur wenigstens das meiste an dir nach echter Menschenart isst, und lass dich beglücken von dem, was dir von neuem gelang. Meine nicht, dass die Philosophie ein Zuchtmeister sei. Greife zu ihr nur so wie die Augenkranken zum Schwamm oder zum Ei, wie andere zum Pflaster oder zum Guss. Denn nichts wird dich zwingen, der Vernunft zu gehorchen. Man muss sich ihr vielmehr vertrauensvoll hingeben. Du weißt, die Philosophie will nichts anderes, als was deine Natur auch will. Du aber hast etwas anderes gewollt, etwas ihr Widerstreitendes, weil es dir angenehmer schien. Die Lust macht uns solche Vorspiegelungen. Aber besinne dich. Ob Hochherzigkeit, Freiheit des Geistes, Einfalt, Gleichmut, Sittenreinheit nicht doch das Angenehmere sind. Oder was ist angenehmer als Weisheit, wenn man darunter das nie Anstoßende, glatt Hinfließende der geistigen Kraft versteht?
– Mark Aurel, Selbstbetrachtungen –


Die Philosophie ist in drei Teile gegliedert: die Erforschung der Geheimnisse der Natur, die Lehre vom scharfsinnigen Streitgespräch, die Anleitung zu sittsamer Lebensführung.
– Cicero, de oratore –


Die Kultur des Geistes ist die Philosophie.
– Cicero, Tusculanae disputationes –


Der Philosoph philosophiert nicht weniger, wenn er je nach den Umständen schweigt, als wenn er redet.
– Macrobios, Saturnalia –


Die Philosophie bringt mich nicht nur von Sorgen ab, sondern sie wappnet mich auch gegen alle Schicksalsschläge.
– Cicero, Epistulae ad familiares –


Unglaublich ist die Kraft der Philosophie alle Gewalt des Zufalls abzuschwächen.
– Seneca –


Philosophie lehrt handeln, nicht reden; sie fordert, dass jeder nach seiner Bestimmung lebt, damit nicht das Leben der Rede widerspreche oder das Leben in sich widersprüchlich sei.
– Seneca –


Der Religion ist nur das Heilige wahr, der Philosophie ist nur das Wahre heilig.
– Ludwig Feuerbach –


Die Philosophie ist eigentlich Heimweh, ein Trieb, überall zuhause zu sein.
– Novalis –


Philosophen sind wie Zahnärzte, die Löcher aufbohren, ohne sie fülle zu können.
– Giovanni Guareschi –


Kein Philosoph weiß, was das Gewöhnliche ist; er ist nie tief genug hineingestürzt.
– Saul Bellow –


Die Philosophie ist ein Schiff, das zuweilen Land sichtet, aber nie das Ufer erreicht.
– Richard Munk –

 

Das Leben isst bedauerlich kurz, denn es erlaubt uns nicht genügend Versuche, um so weise werden zu können, wie wir es uns wünschen. Stoische Philosophie ist ein Ausgleich – ein Ersatz für die Zeit bzw. deren Simulation. Stoizismus bedeutet, Weisheit in Aussicht zu stellen, obwohl man die Wiederholungen überspringt; er ist der Versuch, durch Nachdenken einige der Lektionen, Immunitäten und andere Charakterzüge zu erhalten, die wir auf natürliche Weise erwerben würden, wenn wir lange genug leben würden.
– Der Stoizismus ist die Philosophie der tausend Versuche –


Nenne dich niemals einen Philosophen und sprich unter Laien auch möglichst nicht über die philosophischen Grundsätze, sondern handle ihnen entsprechend… Und wenn du in eine Diskussion von Lauen über irgendeinen philosophischen Grundsatz gerätst, so schweige größtenteils; denn es besteht die große Gefahr, dass du sofort wieder von dir gibst, was du noch nicht verdaut hast. Und wenn jemand zu dir sagt, dass du nichts weißt, und du dich von dem Spott nicht gekränkt fühlst, dann wisse, dass du vorankommst. Schafe würgen nicht das Gras hervor, um dem Schäfer zu zeigen, wie viel sie gefressen haben, sondern sie verdauen in ihrem Innern das Gras und erzeugen dann außen Wolle und Milch. Also gilt auch für dich: Stelle vor Ungebildeten nicht die Lehrsätze zur Schau, sondern zeige die Handlungen, die sich aus ihnen ergeben, nachdem du sie verdaut hast.
– Epiktet, Handbüchlein der Moral 46 –


 

Natur


Bitte nicht darum, dass die Dinge so geschehen, wie du es wünschst, sondern wünsche dir, dass sie so geschehen, wie es von Natur der Fall ist , dann wird es dir gut gehen.
– Epiktet –


Die Natur bietet genug für das, was sie fordert.
– Seneca, Epistulae morales 90.18 –


Wenn die Natur widerstrebt, bleibt alle Mühe umsonst.
– Senea, de tranquilllitate animi 6.4 –


Nichts, was wir sehen, geht ganz zugrunde, weil die Natur eins aus dem anderen erneuert und nichts entstehen lässt ohne dass der Tod eines anderen mithilft.
– Lukrez, de rerum natura –


Niemand kann glücklich genannt werden, wenn er sich nicht im Einklang mit der Natur befindet.
– Seneca –


Da die Natur dich als nacktes Kind geschaffen hat denk daran, die Last der Armut geduldig zu ertragen.
– Disticha catonis –


Als gelehrig hat uns die Natur geschaffen und uns zwar keine vollkommene Vernunft gegeben, aber eine, die sich vervollkommnen lässt.
– Seneca –


Was die Natur versagt, kann einem niemand zurückgeben.
– Maximianus, Eligiae –


Wer die Natur erforscht, bekommt nie genug von der Wahrheit: Nur Falsches hat man schnell satt.
– Seneca –


Tugend ist eine Seelenhaltung die im Einklang steht mit der Natur und der Vernunft.
– Cicero, de inventione –


Wir müssen auf dem von der Natur vorgeschriebenen Weg bleiben und dürfen nicht von ihm abweichen: Wer ihr folgt, dem ist alles leicht und bequem; wer sich ihr widersetzt, führt ein Leben wie einer, der gegen die Strömung anrudert.
– Seneca –


Darin bin ich weise, dass ich der Natur als der besten Führerin wie einem Gott folge und ihr gehorche.
– Cicero, Cato maior de senectute –


Wenn du nach der Natur lebst, wirst du nie arm, wenn nach Wunschbildern, die reich.
– Epikuros bei Seneca –


Was der Natur genügt, genügt dem Menschen noch lange nicht.
– Seneca –


Wenn wir der Führung der Natur folgen, werden wir nie in die Irre gehen.
– Cicero, de officiis –


Die Natur hat uns die Samen zum Wissen gegeben, das Wissen selbst gab sie uns nicht.
– Seneca –


Tue das, was die Natur von dir verlangt, genau jetzt. Mache dich gleich daran, wenn es dir möglich ist Schau dich nicht erst um, ob andere Menschen davon erfahren. Hoffe nicht auf die Perfektion, sondern sei schon mit dem kleinsten Schritt in die richtige Richtung zufrieden und feiere das Ergebnis als eine große Leistung.
– Mark Aurel –


Wie unglücklich ist die Natur des Menschen! Kaum ist der Geist zur Reife gelangt so beginnt der Körper dahinzuwelken.
– Montesquieu –


Alles, was die Natur selbst anordnet, ist zu irgendeine Absicht gut. Die ganze Natur überhaupt ist eigentlich nichts anderes, als ein Zusammenhang von Erscheinungen nach Regeln; und es gibt überall keine Regellosigkeit.
– Immanuel Kant –


Die Natur fragt nicht danach ob die Malariamücke einen König oder einen Bettler sticht.
– Peter Bamm –


Die Natur begreift das kosmische Gesetz des Wandels besser als der Mensch. Kein Baum versucht, sich gegen die Vergänglichkeit zu wehren, er steht unmittelbar im Wandel der Natur.
– Yunyu Kitayama –


Niemandem widerfährt etwas, das er seiner Natur nach nicht ertragen kann.
– Mark Aurel, Selbstbetrachtungen 5.18 –


 

Leben Pflanze

Leben


Das Universum ist Wandel, das Leben eine Einbildung.
– Mark Aurel –


Und wenn du dreitausend Jahre leben solltest, ja noch zehnmal mehr, es hat ja doch niemand ein anderes Leben zu verlieren als eben das, was er lebt, so wie niemand ein anderes lebt, als was er einmal verlieren wird.
– Mark Aurel, Selbstbetrachtungen –


Das Leben ist uns zum Gebrauch gegeben, es ist uns ohne Zinsen leihweise überlassen, zu keinem bestimmten Termin zurückzuzahlen.
– Seneca –


Das Leben ist weder etwas Gutes, noch etwas Schlechtes: Es ist eine Gelegenheit zu Gutem oder Schlechtem.
– Seneca –


Wer für niemanden lebt, lebt damit nicht ohne weiteres für sich.
– Seneca –


Das Leben ist mit einem Theaterstück vergleichbar: Nicht auf die Länge kommt es an, sondern auf das gute Spiel.
– Seneca –


Nicht schlecht hat gelebt, wer von der Geburt bis zu seinem Tode nicht aufgefallen ist.
– Horatius, Epistulae –


Das ganze Leben ist nichts anderes als eine Reise zum Tod.
– Seneca –


Eine einzige Kette hält uns gefesselt, die Liebe zum Leben.
– Seneca –


Ein Leben ist lang, wenn es erfüllt ist.
– Seneca –


Es gibt keinen Grund zu glauben, jemand habe wegen seiner grauen Haare oder Falten lange gelebt: Er hat nicht lange gelebt, er war nur lange da.
– Seneca –


Wertvoll ist nur was zum Leben notwendig ist; alles erhält seinen Wert nicht von der Natur, sondern von der Einschätzung.
– Pseudo-Seneca, Monita –


Gut leben kann man überall, wenn man mit sich im Einklang ist.
– Albertanus Brixiensis, de amore et dilectione Dei –


Lasst uns mit Gleichmut, wenn es uns nicht gefällt, aus dem Leben weggehen, wie aus einem Theater.
– Cicero, de finibus bonorum et malorum –


Glückseligkeit ist das letzte Ziel des menschlichen Lebens.
– Thomas von Aquin, Summa theologica –


Das ganze Leben der Weisen ist eine Vorbereitung auf den Tod.
– Cicero, Tusculanae disputationes –


Es ist das beste Lebensende, wenn bei unverminderter Geisteskraft und verlässlicher Kraft der Sinne dieselbe Natur, die es auch zusammengefügt hat, ihr eigenes Werk wieder auflöst.
– Cicero, De officiis –


Wenn man ein Wozu des Lebens hat, erträgt man jedes Wie.
– Friedrich Nietzsche –


In feierlichen Augenblicken schreitet jeder auf Stelzen einher. Erst im alltäglichen Leben zeigen wir uns, wie wir sind.
– Robert Saitschick –


Das Leben ist kurt, die Kunst dagegen lang, oder günstige Augenblick ist flüchtig, die Erfahrung unsicher, das Urteil schwierig.
– Hippokrates –


Menschen, die das Leben nicht verstehen, können nicht umhin, den Tod zu fürchten.
– Lew N. Graf Tolstoj –


Hoffnung: Das Leben ist eine Frage, auf die der Tod die Antwort gibt.
– Hans Kudszus –


Es gibt nichts, was die Menschen lieber erhalten zu sehen wünschen und doch weniger schonen, als ihr Leben.
– Jean de la Bruyère –


Das ist ein Leben! Man verbringt es hoffend, um es mit einem Tode zu beschließen, an den man wieder Hoffnungen knüpft.
– Voltaire –


Das Leben ist das einzige Eigentum, das nur dann etwas wert ist, wenn wir es nicht achten. Verächtlich ist es, wenn wir es nicht leicht fallen lassen können, und nur der kann es zu großen Zwecken nutzen, der es leicht und freudig wegwerfen könnte.
– Heinrich von Kleist –


Es kommt immer nur darauf an, dass, wie und wo man auch marschiert, man allerorten die Musik des Lebens hört. Die meisten hören nur die Dissonanzen.
– Theodor Fontane –


Lebenskunst ist nicht zuletzt die Fähigkeit auf etwas notwendiges zu verzichten, um sich etwas überflüssiges zu leisten.
– Vittorio de Sica –


Das Leben ist eine Quarantäne fürs Paradies.
– arab. Sprichwort –


Das Leben kann nur vorwärts gelebt, aber rückwärts verstanden werden.
– Sören Kierkegaard –


Das Leben ist für Denkende eine Komödie und für Fühlende eine Tragödie.
– Horace Walpole –


Was der feinere Teil der Menschen Leben nennt, ist ein wunderliches Gewebe von langweiligen Zeitverkürzungen, noch mehreren Plagen der Eitelkeit und einem ganzen Schwarm an alberner Zerstreuungen.
– Immanuel Kant –


Du kannst dein Leben weder verlängern noch verbreitern, nur vertiefen.
– Joseph Joubert –


Das Leben ist kein Traum. Es wird nur zum Traume durch die Schuld des Menschen, dessen Seele dem Ruf des Erwachens nicht folgt.
– Ernst von Feuchtersleben –


Den Wert eines Menschenlebens bestimmt nicht seine Länge, sondern seine Tiefe.
– Gustav Frenssen –


Es gibt wichtigeres im Leben, als beständig dessen Geschwindigkeit zu erhöhen.
– Mahatma Gandhi –


Leben heißt: die Bestimmung einer jeden Stunde fühlen und danach handeln.
– Friedrich Kayssler –


Menschen, die nur für die Arbeit leben, brauchen Träume; Menschen, die das Leben als Vergnügen betrachten, brauchen keine.
– Julie Elias –


Das Leben nimmt immer dann Vernunft an, wenn einem die Geduld reißt und man es satt hat, sich ewig unterkriegen zu lassen.
– Horst Wolfram Geissler –


In jedem Lebensweg ist mindestens eine Umleitung.
– Horst Friedrich –


Das Leben lieben und ihm doch alles zuleid tun; den Tod hassen und ihm doch alles zulieb tun; das ist menschlicher Irrtum. Ihr hängt am Leben und kürzt es durch euren unvernünftigen Lebenswandel ab. Ihr scheut den Tod und zerrt ihn durch Übermaß am Genießen nahe heran!
– Konfuzius –


Wenn man die Gesamtheit der Zeit betrachtet, besteht praktisch kein Unterschied zwischen dem kürzesten und dem längsten Leben – wenn man, nachdem man die Dauern überprüft hat, die Zeit, die jeder gelebt hat, mit der Zeit vergleicht, die er nicht gelebt hat.
– Seneca, Trostschrift an Marcia 21.3 –


Bedenke, dass ebenso wie älterer Sand verdeckt wird, wenn neuer Sand sich über ihn legt, auch im Leben die Ereignisse, die vorhergehen, bald durch die Ereignisse, die nachher kommen, verdeckt werden.
– Mark Aurel, Selbstbetrachtungen 7.34 –


 

Klein


Denke, welch ein winziges Stück des Ganzen Weltwesens du bist, wie klein und verschwindend der Punkt in der ganzen Ewigkeit, auf den du gestellt bist, und dein Schicksal – welch ein Bruchteil des gesamten!
– Mark Aurel, Selbstbetrachtungen –


Wenn etwas kleiner als das Größte ist, ist es noch lange nicht klein.
– Seneca –


Ob ich in einem großen oder kleinen Schiff fahre, ich werde ein und derselbe bleiben.
– Horatius, Epistulae –


Sich über das Kleine erhaben zu machen ist die Schule zur Größe.
– Zenon von Kition –


Gehe so mit Niederen um, wie du wünschest, dass der Höhere mit dir umgehe.
– Seneca –


Je kleiner das Sandkörnlein ist, desto sicherer hält es sich für den Mittelpunkt der Welt.
– Marie von Ebner-Eschenbach –


Eine kleine Seele wird durch Glück übermütig, durch Unglück niedergeschlagen.
– Epikur –


 

Hilfe


Hilfe nach Erniedrigung ist Kränkung.
– Publilius Syrus –


Der Hilflose ist am leichtesten grausam.
– Fu-Kiang –


Wer sich nicht selbst helfen will, dem kann niemand helfen.
– Heinrich Pestalozzi –


Mancher ertrinkt lieber, als dass er um Hilfe ruft.
– Wilhelm Busch –


Am treuesten hilft den andern, wer sich selbst nicht helfen kann.
– Charles Tschopp –

 

Ein Mann betet:“ Hilf mir, diese Frau ins Bett zu bekommen.“ Du betest:“ Hilf mir, dass ich kein Verlangen danach habe, mit ihr ins Bett zu gehen.“ Ein anderer:“ Hilf mir, von diesem Übel befreit zu werden.“ Du:“ Hilf mir, kein Bedürfnis nah der Befreiung davon zu haben.
Ein anderer:“ Wie schaffe ich es, meinen kleinen Sohn nicht zu verlieren?“ Du:“ Wie schaffe ich es, keine Angst davor zu haben ihn zu verlieren?“
Gib all einen Gebeten eine solche Richtung, und siehe, welchen Erfolg das bringt.
– Mark Aurel, Selbstbetrachtungen 9.40 –


 

Gegenwart


Lass dich nicht von einem Blick auf die ganze Bandbreite des Lebens erschrecken. Fülle deinen Kopf nicht mit Gedanken an all die schlimmen Dinge, die noch passieren könnten. Konzentriere dich auf die Gegenwart und frage dich, warum du sie so unerträglich findest, und wie du sie überleben kannst.
– Mark Aurel –


Bedenke, dass jeder von uns nur diesen gegenwärtigen und unteilbaren Moment lebt. Die übrige Zeit ist entweder bereits verlebt oder ungewiss.
– Mark Aurel, Selbstbetrachtungen 3.10 –