Schlagwortarchiv für: Marc Aurel

Zurückziehen


Da suchen die Menschen Stätten um sich zurückzuziehen:
Aufenthalte auf dem Lande, an der See, im Gebirge. Und auch du pflegst dich am meisten nach solchen Stätten zu sehnen. Und doch ist all solches Verlangen in höchstem Grade kindisch, während es doch möglich ist, sich zu jeder Stunde, wenn man will, in sich selbst zurückzuziehen. Denn der Mensch zieht sich nach keiner anderen Stätte zu größerer Ruhe und Ungestörtheit zurück als in seine eigene Seele, vor allem derjenige, der in sich einen solchen Seelengrund hat, wenn er in ihn untertaucht, sich alsbald in vollendeter Ruhe befindet. Unter „Ruhe“ aber verstehe ich nichts anderes als vollendete Harmonie. Suche dir daher ständig diese Zuflucht und erneuere dich selbst. Es soll aber kurz und grundlegend sein was dir im gegebenen Falle sofort einfallen und genügen wird, umd den ganzen Hofstaat von dir abzusperren und dich zu geleiten, ohne dass du über das grollst, zu dem du zurückkehrst.
– Mark Aurel –

Zieh dich, soweit du kannst, in dich selbst zurück.
– Seneca –

Zukunft


Oft ist es nicht einmal nützlich, die Zukunft zu kennen. Denn es ist erbärmlich, sich ohne Aussicht auf Besserung zu ängstigen.
– Cicero, De natura deorum –


Lass dich nicht durch die Zukunft beunruhigen. Wenn es sein soll, wirst du sie erleben, und du wirst mit derselben Vernunft ausgerüstet sein, die dir jetzt in der Gegenwart ihre Dienste leistet.
– Mark Aurel –


Nur wer für den Augenblick lebt, lebt für die Zukunft.
– Heinrich von Kleist –


Betrachte genau die Vergangenheit – die zahllosen Veränderungen vieler Reiche. Dann kannst du auch zukünftige Ereignisse im Voraus sehen; sie werden von der völlig selben Art sein, denn es ist unmöglich, von dem Muster dessen, was jetzt geschieht, abzuweichen. Daraus folgt, dass es keinen Unterschied macht, ob du das menschliche Leben vierzig oder zehntausend Jahre lang erforschst. Denn was würdest du Neues sehen?
– Mark Aurel, Selbstbetrachtungen, 7.49 –


 

Ziel

Ziel


Der Ziellose erleidet sein Schicksal – der Zielbewusste gestaltet es.
 – Immanuel Kant –


Wer viele Wege verfolgt, kennt sein Ziel nicht.
 – Sententiae Varronis – 


Überlege dir genau, was die vor dir liegende Aufgabe ist und denke daran, dass es dein Ziel ist, ein guter Mensch zu sein.
– Mark Aurel –


Dreh dich nicht um wenn du kurz vor dem Ziel bist.
– Publilius Syrus –


Nicht jeder der rennt, hat ein Ziel.
– Peter Horton –


Wenn ein Geist auf ein Ziel gerichtet ist, kommt ihm vieles entgegen.
– Hans Carossa –


Die Vorfreude ist oft größer als die Freude, wenn man sein Ziel erreicht hat, und die Erfüllung fast aller Wünsche wird als Enttäuschung empfunden.
– Johnson, The Rambler Ausg. 71 –


Wir müssen uns das höchste Gut als Ziel setzen, das wir anstreben und an dem sich all unsere Taten und Worte orientieren sollen – so wie Seeleute ihren Kurs nach einer Sternenkonstellation festlegen müssen.
– Seneca, Briefe an Lucilius 95.45 –


 

Uhr

Zeit


Stell dir Zeit und Raum ständig als Ganzes vor, und jede einzelne Sache, die räumlich betrachtet ein winziger Samen, zeitlich betrachtet die bloße Drehung einer Schraube ist.
– Mark Aurel –


Die Lebensspanne ist dieselbe, ob man sie lachend oder weinend verbringt.
– japan. Spruch –


Sobald man davon spricht, was im nächsten Jahr geschehen wird, lacht der Teufel.
– japan. Spruch –

 

Wenn wir nicht mehr sind, das Rad wird sich drehen,
Wenn unser Spuren in der Zeit verwehen.
Einst waren wir nicht, was hat`s uns ausgemacht?
Wenn wir nicht mehr sind, es wird weitergehen.
– Rubaijat –


Ein Strom des Werdens, in dem eins das andere jagt, ist die Zeit. Denn ein jegliches Ding – verschlungen ist`s, kaum da es aufgetaucht. Aber kaum ist das eine dahin, trägt die Woge schon wieder ein anderes her. Doch auch dieses wird weggeschwemmt.
– Mark Aurel / Selbstbetrachtungen –


Denke recht oft daran, wie alles, was ist und was geschieht, so schnell wieder hinweggeführt wird und entschlüpft. Die ganze Materie ist ein ewig bewegter Strom, alles Gewirkte und alles Wirkende ein tausendfacher Wechsel, eine Kette ewiger Verwandlungen. Nichts steht fest. Vorwärts und rückwärts eine Unendlichkeit, in der alles verschwindet. Wie töricht also jeder, der mit irgendetwas groß tut, oder von irgendeiner Sache sich hin- und herreißen lässt oder darüber jammert, als ob der Kummer nicht nur kurze Zeit währte.
– Mark Aurel / Selbstbetrachtungen –


Die Jahre gehen dahin wie fließendes Wasser. Die Welle, die vorübergezogen ist, lässt sich nicht wieder zurückrufen, doch kann die stunde wiederkehren, die vergangen ist: Man muss seine Zeit nützen. Mit raschem Fuß gleitet das Leben vorbei.
– Ovidius, Ars amatoria –


So verändert die dahinrollende Zeit die Dinge: Was hoch geschätzt wurde, verliert schließlich völlig an Wert.
– Lucretius, De rerum natura –


Wie eine Welle von der anderen getrieben wird und eine selbst bedrängt ankommend die vorherige bedrängt, fliehen und folgen einander die Zeiten und sind immer neu; denn was zuvor war, bleibt zurück, und es wird, was nicht war, und jeder Augenblick erneuert sich.
– Ovidius, Metamorphosis –


Was die Vernunft nicht zu heilen vermag, hat oft die Zeit geheilt.
– Seneca, Agamemno –


Wir haben nicht zu wenig Zeit, sondern wir vergeuden zu viel.
– Seneca –


Es gibt keinen Schmerz, den die Länge der Zeit nicht verringerte und linderte.
– Cicero, Epistulae ad familiares –


Die Wahrheit ist eine Tochter der Zeit.
– Gellius, Noctes Atticae –

Die meisten Menschen haben ebenso wenig freie Zeit, wie sie einen freien Willen haben.
– Walter Hueck –


Wenn man die Gesamtheit der Zeit betrachtet, besteht praktisch kein Unterschied zwischen dem kürzesten und dem längsten Leben – wenn man, nachdem man die Dauern überprüft hat, die Zeit, die jeder gelebt hat, mit der Zeit vergleicht, die er nicht gelebt hat.
– Seneca, Trostschrift an Marcia 21.3 –


Wenn ein gefestigter Geist weiß, dass es keinen Unterschied zwischen einem Tag und einem Jahrhundert gibt, dann kann er von einer höheren Warte aus auf die kommenden Tage und Ereignisse blicken und lachen, während er über die Abfolge der Zeit nachdenkt.
– Seneca, Briefe an Lucilius, 101.9 –


Menschen sind knauserig, wenn es darum geht, ihr Vermögen zu schützen, aber verschwenderisch mit ihrer Zeit – der einzigen Sache, bei der es richtig ist, geizig zu sein.
– Seneca, Von der Kürze des Lebens 3.1 –


Wenn jeder von uns die Zahl seiner zukünftigen Jahre wüsste, wie es bei den vergangenen Jahren der Fall ist, wie beunruhigt und wie sparsam mit unserer Zeit wären wir, wenn wir nur noch wenige davon vor uns sähen!
– Seneca, Von der Kürze des Lebens 8.3 –


 

Wut


Die unangenehme Situation, die die Wut auslöst, geht erstens ja nur auf
unsere subjektive Einschätzung zurück. Da sie sich als äußeres Ereignis zweitens fast immer außerhalb unseres Machtbereichs befindet, ist sie für uns gleichgültig oder nicht relevant.
– Gesund leben mit den Stoizismus –


Vergiss nicht, wenn du wütend bist, nichts zu tun oder zu sagen, bevor du dir das Alphabet aufgesagt hast.
– Plutarch –


Die Folgen von Wut und Trauer sind weitaus schädlicher als die Umstände, die sie in uns hervorriefen.
– Mark Aurel –


Handle nie in Wut. Es bedeutet, im Sturm in See stechen.
– Thomas Fuller –


Große Wut endet im Wahnsinn, und deshalb ist die Wut zu vermeiden – nicht um der Mäßigung willen, sondern um der geistigen Gesundheit willen.
– Seneca, Briefe an Lucilius 18.15 –


 

Weltfremd


Wie weltfremd ist der, der sich über irgendetwas wundert, das im Leben geschieht.
– Mark Aurel –


 

Weg Wald

Weg


Wenn du auf dem Pfad der Vernunft voranschreitest, werden dir die Menschen im Wege stehen.
– Mark Aurel –


Und ist der Schüler nicht wenigstens die Hälfte seines Weges alleine gegangen, so hat er nichts gelernt.
– Sokrates –


Fürchte dich nicht, langsam zu gehen!
Fürchte dich nur, stehenzubleiben.
– chin. Spruch –


Von allen, die den weiten Weg gemacht,
hat keiner eine Nachricht hergebracht.
So lass nichts zurück in dieser Welt,
du kehrst nicht wieder, wenn du dich aufgemacht.
– Rubaijat –


Immer wandle den kürzesten Weg, den du zu gehen hast! Er ist der natürliche. Man folgt da dem Reden und Tun nur der gesunden Vernunft. Du wirst dich auf diese Weise von mancher Sorge und von manchem Ballast befreien.
– Mark Aurel / Selbstbetrachtungen –


Wer viele Wege verfolgt, kennt sein Ziel nicht.
– Sententiae Varronis –


Nirgends kommt hin, wer allen Pfaden folgt, die er sieht.
– Sententiae Varronis –


Ausgetretene Pfade sind sicherer, aber es sind Sklaven, die sie gehen.
– Pubilius Syrus –


Entweder ich finde den Weg oder ich bahne ihn mir.
– Seneca, Herculesfurens –


Wir müssen auf dem von der Natur vorgeschriebenen Weg bleiben und dürfen nicht von ihm abweichen: Wer ihr folgt, dem ist alles leicht und bequem; wer sich ihr widersetzt, führt ein Leben wie einer, der gegen die Strömung anrudert.
– Seneca –


Lang ist der Weg über Belehrungen, kurz und wirksam über Beispiele.
– Seneca –


Die für sich den Pfad nicht kennen, zeigen anderen den Weg.
– Cicero, De divinatione –


Der Mensch hat dreierlei Wege klug zu handeln: Durch Nachdenken, das ist der edelste. Durch Nachahmen, das ist der leichteste. Und durch Erfahrung, das ist der bitterste.
– Konfuzius –


Wer aufrecht seinen Weg sucht, stets seinem Gewissen verantwortlich, dem dürfen wir unsere Achtung nicht versagen, er mag mit uns oder gegen uns gehen.
– Robert Bosch –


Die ersten Schritte sind wertlos, wenn der Weg nicht zu ende gegangen wird.
– Shankara –


Nach innen geht der geheimnisvolle Weg; in uns oder nirgends ist die Ewigkeit mit ihren Welten, die Vergangenheit und Zukunft.
– Novalis –


Unbeirrt seinen Weg gehen heißt, sich fortwährend ändern.
– Herbert Eisenreich –


In jedem Lebensweg ist mindestens eine Umleitung.
– Horst Friedrich –


Wer zu sich selber finden will, darf andere nicht nach dem Weg fragen.
– Peter Tille –


 

Raupe

Wandel


Das Äußere hat bei keinen Bestand: Die Natur, die Verwandlerin aller Dinge, schafft aus allem wieder anderes, und nichts auf der ganzen Welt geht zugrunde, glaubt mir, sondern wandelt sich, erneuert sein Gesicht, und geboren zu werden heißt, etwas anderes, als zuvor war, zu sein beginnen, und sterben, genau damit aufzuhören. Mag sich auch das eine hierhin, das andere dorthin verwandeln, insgesamt ist doch alles beständig.
– Ovidius, Metamorphosis –


Menschliches Leben ist dem Wechsel ausgesetzt, so dass aus Glück Unglück, aus Unglück Glück entsteht. Die Anfänge von beidem lässt  im Dunkeln, und meist verbergen sich die Ursachen von Gut und Böse hinter der Maske des Gegenteils.
– Plinius, Panegyricus –


Fürchte, wenn alles gut geht, immer den Wechsel, denk andererseits im Unglück daran, auf Besserung zu hoffen.
– Disticha Catonis –


Betrachte nicht als dein, was wechseln kann.
– Publilius Syrus –


Verlust ist nichts anderes als Verwandlung.
– Mark Aurel –


Wandelbarkeit ist gerade ein Vorzug höherer Naturen.
– Novalis –


Die Natur begreift das kosmische Gesetz des Wandels besser als der Mensch. Kein Baum versucht, sich gegen die Vergänglichkeit zu wehren, er steht unmittelbar im Wandel der Natur.
– Yunyu Kitayama –


 

Verzweiflung


Verzweiflung macht einen entweder zum Soldaten oder zum Mönch.
– Binder, Novus thesaurus –


Kritisiere dein Ich, aber verzweifle nicht daran.
– Epiktet –


Verzweiflung befällt zwangsläufig die, deren Seele aus dem Gleichgewicht geraten ist.
– Mark Aurel –


 

Vernunft Wegweiser

Vernunft


Wenn du auf dem Pfad der Vernunft voranschreitest, werden dir die Menschen im Wege stehen.
– Mark Aurel –


Was die Vernunft nicht zu heilen vermag, hat oft die Zeit geheilt.
– Seneca, Agamemno –


Die Vernunft ist machtlos wenn einmal die Leidenschaft eingezogen ist.
– Seneca –


Liebe die Vernunft! Die Liebe zu ihr wird dich gegen schlimmste Konflikte wappnen.
– Seneca –


Willst du dir alles unterwerfen, dann unterwerfe dich der Vernunft.
– Seneca –


Nichts kann von Dauer sein, wenn es sich nicht auf Vernunft gründet.
– Curtius Rufus, Historiae Alexandri Magni –


Wenn du nicht selbst zur Vernunft kommst, hörst du vergeblich einem Weisen zu.
– Publilius Syrus, Sententiae –


Lieben und zugleich vernünftig sein ist kaum einem Gott möglich.
– Publilius Syrus, Sententiae –


Als gelehrig hat uns die Natur geschaffen und uns zwar keine vollkommene Vernunft gegeben, aber eine, die sich vervollkommnen lässt.
– Seneca –


Kämpfe gegen Schwätzer nicht mit Worten: Die Sprache ist vielen gegeben, Vernunft nur wenigen.
– Disticha catonis –


Tugend ist eine Seelenhaltung, die im Einklang steht mit der Natur und der Vernunft.
– Cicero, de inventione –

 

Mehr wird bei mir die reine Vernunft gelten als die Meinung des großen Haufens.
– Cicero, Paradoxa stoicorum –


Wahre Güter sind nur die, welche die Vernunft gibt, sie sind dauerhaft und ewig, sie können nicht fallen, nicht einmal abnehmen und geringer werden.
– Seneca –


Die Seele, die sich von der Vernunft leiten lässt, ist stärker als jedes Schicksal.
– Seneca –


Die Vernunft quält das Herz, ohne es zu überzeugen.
– Marie Jeanne de Riccoboni –


Die Natur hat gewollt, dass der Mensch keiner anderen Glückseligkeit oder Vollkommenheit teilhaftig werde, als die er sich selbst, frei vom Instinkt, durch eigene Vernunft verschafft hat.
– Immanuel Kant –


Einmal gewonnen, sind die Siege der Vernunft für die Ewigkeit gewonnen.
– Thomas Lord Macauley –


Vernunft muss sich jeder selbst erwerben, nur die Dummheit pflanzt sich gratis fort.
– Erich Kästner –


Ist es nicht die Unvernunft, die den Menschen auf den Weg der Vernunft verhilft?
– Elisabeth Hablé –